Jedes Stück ein Unikat

Mitarbeiterin der Wollwerkstatt

Die Wollwerkstatt der Gemeinschaft Altenschlirf, die lange Jahre in der ehemaligen Remise im Stockhäuser Schloss untergebracht war, ist Ostern 2023 in neue Räumlichkeiten im Ostflügel des Gutshofs umgezogen. Unter Beachtung der Denkmalschutzauflagen wurde der große Raum im Stil einer Fabrikanlage des 19. Jahrhunderts für die Bedürfnisse der Werkstatt hergerichtet und bietet nun Platz für mehr Menschen mit Hilfebedarf als bisher. Eindrucksvolle Webstühle mit Werkstücken in Arbeit können die Besucherinnen und Besucher ebenso bestaunen wie die kunstvollen fertigen Teppiche, die an den Wänden hängen.

„Was man bei uns vergebens sucht, ist Ware von der Stange“, erklärt Werkstattleiterin Gesche Dietrich. „Wir erfüllen selbst ausgefallenste Wünsche unserer Kundschaft und freuen uns, wenn wir immer wieder neue, originelle Produkte anfertigen können.“ 14 Beschäftigte mit Hilfebedarf, fünf Mitarbeiterinnen sowie immer wieder auch Praktikant:innen arbeiten in der Wollwerkstatt an unterschiedlichsten Aufgaben: Sie weben Teppiche, knüpfen Teppiche und Kissen und stellen in sogenannter Feinweberei Stoffe für Tischwäsche und Ähnliches her. Je nach Bedarf übernimmt die Gruppe auch die Aufgabe, Akten der Gemeinschaft zu schreddern. Das damit gewonnene Rohmaterial wird genutzt, um Papier zu schöpfen.

Werkstattleiterin Gesche Dietrich beim Papier schöpfen
Werkstattleiterin Gesche Dietrich
Mitarbeiter am Webstuhl

Individuell und vielseitig

Jeder hier angefertigte Teppich ist ein Unikat. „Am schönsten ist es, wenn die Kunden individuelle Wünsche mitbringen“, findet Gesche Dietrich. „Die Wolle für die Knüpfteppiche färben wir vor dem Weben selbst mit Mineralfarben, da sind der Fantasie also weder bei den Mustern noch bei den Farben Grenzen gesetzt.“ Wer ein Exemplar in Auftrag geben will, muss zwischen drei und sechs Monaten Produktionszeit einplanen. Die maximale Breite der Teppiche beträgt zwei Meter, die Länge ist variabel. Mit jedem Mitarbeitenden, der in der Wollwerkstatt tätig wird, entwickeln sich weitere Fähigkeiten, die auch die Produktpalette prägen.

Ziegenhaarteppiche mit komplizierten Webmustern, feine Baumwoll-Leinen-Stoffe für Tischsets, Serviettentaschen und Küchenhandtücher ergänzen das Sortiment. Alle Arbeiten werden in traditioneller Handarbeit ausgeführt, wie die Werkstattleiterin erklärt: „Die einzige Maschine, die ein Teppich hier zu spüren bekommt, ist die elektrische Schermaschine.“ Jedes Produkt entsteht durch Beschäftigte mit Hilfebedarf, die an ihrem Arbeitsplatz die dazu nötige Unterstützung erhalten. Je nach Größe der Werkstücke arbeiten sie auch in Zweierteams, die sich in ihren Fähigkeiten ergänzen. Nur die Zu- und Nacharbeit übernehmen die begleitenden Mitarbeiter:innen.

Bunter Websoff
Mitarbeiter der Wollwerkstatt am Webstuhl

Intensive Zusammenarbeit

„Das Besondere an diesem Arbeitsplatz ist, dass es nur einen Raum gibt, in dem wir alle arbeiten“, erläutert Gesche Dietrich. Hier stehen nicht nur alle Webstühle, es wird auch gefärbt und gefilzt. Auch die Fachkunde findet hier statt sowie die gemeinsamen Pausen – deshalb begegnen sich alle Mitarbeitenden ständig und intensiv. Durch die verschiedenen Arbeitsgänge und Tätigkeiten eröffnen sich viele Möglichkeiten, neue Fähigkeiten zu entwickeln. Zudem können isolierte Stärken Einzelner gut kombiniert werden. „Die Werkstatt bietet eine außenreizarme, eng begleitete Arbeitsumgebung“, erklärt Gesche Dietrich. „Eigentlich ist sie für alle geeignet, die sich für Handwerk begeistern können und sich auf die sozialen Herausforderungen einer Innenwerkstatt einlassen möchten.“

Kontakt Wollwerkstatt

Öffnungszeiten Wollwerkstatt

Mo–Fr: 8:30–17:00 Uhr

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