Zusammen Kultur er-leben

Die Gemeinschaft Altenschlirf versteht sich als Kulturort und pflegt seit ihrer Gründung die bewusste Gestaltung aller Lebensbereiche. Kultur durchzieht das gesamte Leben und wird in vielen verschiedenen Facetten sichtbar – sei es in der bewussten Gestaltung von Ritualen, sei es in der direkten Begegnung zwischen einzelnen Menschen oder im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen.

Dem anthroposophischen Menschenbild zufolge ist jeder Mensch – unabhängig von seelischer oder körperlicher Behinderung – als geistiges Wesen unversehrt und kann als solches am Kulturleben teilhaben. Die gemeinsame Pflege eines kulturellen Lebens ist daher zum einen auf die Entwicklung der in diesem Sinne verstandenen Persönlichkeit jedes und jeder Einzelnen ausgerichtet, zum anderen dient sie der Gemeinschaftsbildung.

Kunst, Wissenschaft und Religion

Kunst, Wissenschaft und Religion sind zentrale Elemente der anthroposophischen Sozialtherapie. Sie bilden die Möglichkeiten ab, anhand derer seelische Entwicklung stattfinden kann. Ein wissenschaftlicher Blick unterstützt die bewusste Wahrnehmung und hilft, Zusammenhänge in der Welt zu erkennen. Abendkurse, Fachkunde in den Werkstätten oder Gesprächsangebote zum Zeitgeschehen sind ebenso wie Fortbildungen und Vorträge Anlässe, sich damit auseinanderzusetzen.

Eine Verbindung mit geistig-spirituellen Prinzipien ermöglicht das religiöse Leben der Gemeinschaft. Dieses ist christlich geprägt, jedoch nicht konfessionell gebunden. Den individuellen Zugang zu spirituell-religiösen Fragen rahmen die gemeinsam in den Hausgemeinschaften gepflegten Evangelienabende sowie die bewusste gemeinsame Gestaltung der christlichen Jahresfeste. In den frei gestalteten sonntäglichen Morgenfeiern für die ganze Gemeinschaft fließen alle drei Impulse zusammen: künstlerische Gestaltung, inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Evangelium und religiöse Vertiefung durch das gemeinsame Gebet.

Die schöpferische Kraft der Kunst schließlich erlaubt die Verbindung mit der Welt auf einer weiteren Ebene: Kunst ist kein Luxus, sondern eröffnet kreative Entwicklungsräume, die auch im Sozialen Früchte tragen. Neben der äußeren künstlerischen Gestaltung der Gebäude und Wohnräume bieten auch hier die Abendkurse Raum für künstlerische Betätigung: Malen, Plastizieren, Bildhauen, Schnitzen, aber auch Chorsingen, Eurythmie, Musizieren und Theaterspiel. In mehreren inklusiven Theaterprojekten („Die Zauberflöte“, 2007; „Peter und der Wolf“, 2013; „Faust“, 2015; „Die vier Jahreszeiten“, 2023, „Die schöne Müllerin“ 2023/24) konnten die fruchtbaren Ergebnisse solcher Zusammenarbeit der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Außerdem darf Kultur auch „konsumiert“ werden: Regelmäßige Veranstaltungen mit auswärtigen Musiker:innen, Eurythmieensembles, Theatergruppen oder Vorträge gehören zum gemeinsam gepflegten Kulturprogramm. Diese sind in der Regel öffentlich, bereichern den Kulturraum Vogelsberg und tragen zur Gestaltung eines inklusiven Gemeinwesen bei.