In der bio-dynamischen Landwirtschaft in Altenschlirf ist immer etwas in Bewegung: Acht Menschen mit Assistenzbedarf, zwei ausgebildete Landwirte, eine begleitende Fachkraft, Auszubildende und Praktikant:innen halten den Betrieb in Schwung und alle verstehen sich als Bäuerinnen und Bauern. Michael Rath, der schon seit den Anfängen im Jahr 1987 dabei ist, beschreibt das so: „Wir legen großen Wert darauf, die Landwirtschaft so zu gestalten, dass sie als pulsierender Lebensquell für die ganze Gemeinschaft erlebt werden kann.“
„Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die Menschen mit Hilfebedarf – sie sind schließlich der Grund dafür, dass es diese Werkstatt überhaupt gibt“, betont Paul Kolass, der seit 2004 im Team ist und nun die Werkstattleitung übernommen hat. „Wir wollen alle Beschäftigten aktiv einbinden und beteiligen“, führt er aus. „Es ist schön zu sehen, dass sich jeder Einzelne als Teil des Ganzen erleben kann. Auf diese Weise hat sich ein sehr motiviertes Team mit ausgesprochen hoher Leistungsbereitschaft entwickelt.“
Das Herz des landwirtschaftlichen Organismus ist die Viehhaltung, insbesondere die Milchviehherde und die dazugehörende Nachzucht. Darum gruppieren sich Schweine- und Hühnerhaltung. Viele Tätigkeiten der Beschäftigten betreffen die Pflege und Versorgung der Tiere sowie die damit einhergehenden Arbeiten. Den Verantwortlichen ist es wichtig, für die Tiere optimale Bedingungen im Sinne des wesensgemäßen Tierwohls zu schaffen. Im Gegenzug, gewissermaßen als Geschenk, erhalten wir Milch, Fleisch, Eier, aber auch Feldfrüchte, die wir zu menschengemäßen Lebensmitteln veredeln und weiterverarbeiten können.
Entsprechend den Prinzipien der Demeter-Landwirtschaft, die den Hof als einen individuellen, geschlossenen Organismus betrachtet, gibt es auch in Altenschlirf ein ausgewogenes Zusammenspiel von Feldbau, Grünland, Tierhaltung und Düngung. Zum Betrieb gehören zwischen 25 und 30 Milchkühe mit ihrem weiblichen Nachwuchs, ein bis zwei Zuchtbullen, drei Muttersauen und jährlich rund 20 Mastschweine. Hinzu kommen 100 Legehennen und saisonal 40 Masthähnchen als Brudertiere.
Rund 75 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche teilen sich in 60 Hektar Mähweide und 15 Hektar Ackerbau auf. Dort wachsen neben Hafer, Weizen, Triticale, Dinkel und Kleegras in enger Zusammenarbeit mit der Gärtnerei der Gemeinschaft auch Feldgemüse wie Sellerie, Chicoréewurzeln, Möhren, Erdbeeren, Lauch und verschiedene Kohlarten in Demeter-Qualität. Die Landwirte kümmern sich um die Flächenvorbereitung und Düngung, alle weiteren Arbeitsschritte übernehmen die Beschäftigten der Gärtnerei.
Neben den Tieren prägen auch Jahreslauf und Wetter die Arbeit und verlangen von den Beschäftigten einige Flexibilität. Die Tätigkeiten sind breit gefächert: Es gibt sowohl täglich wiederkehrende als auch besondere und jahreszeitlich notwendige Aufgaben. Manches kann einer alleine ausführen, anderes erledigen Teams, in denen sich verschiedene Fähigkeiten ergänzen. So ist die Landwirtschaft ein hervorragender Arbeitsplatz für alle, die sich körperlich betätigen wollen und können. Zudem wirken der natürliche Arbeitsrhythmus und die lebendige Atmosphäre auf viele Menschen gesundend.
Im Sommer 2023 wurde die Heizung in Altenschlirf auf Biomasse umgestellt, und seitdem kümmern sich die Landwirte darum, dass in den Altenschlirfer Hausgemeinschaften, Werkstätten und allen weiteren Räumen immer genügend Wärme vorhanden ist. Dazu werden regional erzeugte Hackschnitzel und Scheitholz von der Stockhäuser Brennholz Werkstatt verbrannt. Das passt gut zum bäuerlichen Aufgabenfeld, Maschinen können mitbenutzt werden und ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein ist geschaffen.
Kontrollstelle: DE-ÖKO-022