Grundlage der sozialtherapeutischen Arbeit in der Gemeinschaft Altenschlirf ist das von Rudolf Steiner (1861 – 1925) entwickelte anthroposophische Menschenbild mit seiner Unterscheidung von Körper, Seele und Geist. Dieses erweitert den Blick auf das, was üblicherweise „Behinderung“ genannt wird, weil es die damit verbundene Beeinträchtigung nur im Bereich des Leiblichen und Seelischen des Menschen sieht. Das Geistige dagegen, die eigentliche Individualität eines jeden Menschen, kann aus dieser Perspektive nicht behindert sein.
Diese Sichtweise wird für die Bewohner:innen und Mitarbeitenden der Gemeinschaft im täglichen Zusammenleben greifbar: wenn sie allgemein-menschliche Themen miteinander besprechen, gemeinsam Freude an der Kunst haben oder ein spirituell-religiöses Leben so miteinander teilen, dass es für alle Beteiligten eine Bereicherung ist.
Im Leiblichen und Seelischen besteht durchaus einiger Unterstützungsbedarf, der über die Hausverantwortlichen hinaus weitere Mitarbeitende beschäftigt. Auch dabei sind die lebenspraktischen Hinweise aus der anthroposophischen Heilpädagogik hilfreich. Der Alltag in den Hausgemeinschaften und Werkstätten ist ausgesprochen rhythmisch strukturiert. Eine religiöse Praxis im Tages-, Wochen- und Jahreslauf sowie jahreszeitliche Feste können eine wichtige Kraftquelle bilden.
Je harmonischer das Zusammenleben verläuft, umso besser gelingt es, den Menschen mit Hilfebedarf den Blick auf ihren individuellen Entwicklungsweg zu öffnen. Als Unterstützung in diesem Prozess erweisen sich die sogenannten Standortgespräche: Gemeinsam besprechen wir die gegenwärtige Situation, die Entwicklung in den vergangenen Jahren sowie Perspektiven für die nähere Zukunft. So setzt die individuelle Hilfeplanung am Wunsch und Willen des Einzelnen an und entwickelt daraus den Gemeinschaftsimpuls. Damit legt sie die Basis für das dauerhafte Zusammenleben in einer familienorientierten Hausgemeinschaft nach dem Lebensgemeinschaftskonzept.