Studienarbeit in der Karwoche

Plastizierende Menschen

Mit dem bewussten Ergreifen und Erleben der Geschehnisse der Karwoche, die die Menschen der Gemeinschaft Altenschlirf pflegen, ist traditionell auch eine Studienarbeit verbunden. Diese fand dieses Jahr ganz in einem künstlerischen Kontext statt. Wir trafen uns von Karmontag bis Gründonnerstag vormittags nach dem Morgenbeginn für 75 Minuten im Kunsthaus der Fachschule im Campus am Park, dort sind die Bedingungen für die Arbeit mit Ton, die wir uns vorgenommen hatten, ideal.

Die Seele des Menschen macht in der Karwoche bedeutende und einschneidende Verwandlungen durch, mit den beiden extremen Erlebnissen von Tod einerseits und Auferstehung andererseits. Eine solche Verwandlung kann man auch künstlerisch erarbeiten; Johann Wolfgang von Goethe bezeichnet sie, wenn die Verwandlung in der Natur vorkommt, als “Metamorphose”. Er erkennt hinter den einzelnen Stationen des Pflanzenwachstums eine Idee, die formverwandelnd in Erscheinung tritt. Er charakterisiert diese in seinem Gedicht “Metamorphose der Pflanzen” wie folgt:

“Alle Gestalten sind ähnlich, und keine gleichet der andern; Und so deutet das Chor auf ein geheimes Gesetz, Auf ein heiliges Rätsel.”

Plastizierende Hände

Rudolf Steiner griff diese Idee der Metamorphose künstlerisch auf und schuf aus ihr heraus das 1. Goetheanum (1913-1922, Dornach/Schweiz). In den Kapitell- und Sockelmotiven der Säulen des Innenraumes erscheinen in einer Reihe sieben Motive, die eine Formverwandlung oder Metamorphose in Erscheinung treten lassen.

Während der Studienarbeit haben wir uns diese sieben Motive der Sockel plastisch in Ton erarbeitet. Auf großen Schwarz-Weiß Kopien konnten die Sockelmotive betrachtet und dann auf dem eigenen Plastizierbrett umgesetzt werden.

Immer wieder schauten wir uns die Ergebnisse der prozessualen Arbeit an. Wichtig war uns, der Metamorphose nachzuspüren: wie komme ich von einen Motiv zum anderen? Welche Bewegungsrichtungen muss ich einschlagen, um die Tonmassen anemessen zu bewegen, welche treibenden Kräfte sind zu bemerken?

Ein Ziel war, die inneren Bewegungsbilder lebendig zu machen, um dem Geschehen der Metamorphose nachspüren zu können und möglicherweise eine Verwandtschaft zu den Seelenerlebnissen der Karwoche zu entdecken.

Eine Gruppe von Menschen