Heilpädagogisches Handeln und Kommunikation

Auszubildende mit einer Beschäftigen am Tisch

„Welche Auswirkung hat heilpädagogisches Handeln auf die Kommunikationsmöglichkeiten von Menschen mit Hilfebedarf?“ – mit dieser Frage hat sich Marika Braun ausführlich im Rahmen ihrer Abschlussarbeit zum Ende der Weiterbildung zur Heilpädagogin beschäftigt.

Der theoretische Ansatz der Arbeit greift das personenzentrierte Handeln, Beziehungsaufbau und -arbeit, die Förderung von Selbstwirksamkeit, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Teilhabe auf, außerdem die Frage, welchen Anteil die Unterstützte Kommunikation (UK) dabei trägt. Vor diesem theoretischen Hintergrund sollte dann geprüft werden, ob und wie sich der Ansatz in den Arbeitsalltag der Kerzenwerkstatt übertragen lässt.

Personenzentriertes Arbeiten ist in der Kerzenwerkstatt sehr wichtig und es wird dort nach Meinung von Marika Braun gut umgesetzt. Sie fragte sich: „Geht da noch mehr? Wie können wir es schaffen, dass die Beschäftigten noch mehr Selbstwirksamkeit und Selbstständigkeit erfahren, um weniger auf die Mitarbeitenden angewiesen zu sein, ohne dabei die notwendige Sicherheit zu verlieren?“

Im Rahmen des Projekts kam zudem die Frage auf, ob die Personenzentrierung für Menschen, die nonverbal kommunizieren, ausgebaut werden kann/muss und ob das Angebot der Unterstützten Kommunikation Selbstwirksamkeit und Selbstständigkeit fördern kann.

Wochenplan Unterstützte Kommunikation

Da viele Fragen, die von Beschäftigten gestellt werden, sich um den Arbeitsalltag drehen, etwa wer wann Dienst, Arzt- oder Therapietermine hat, entwickelte Marika Braun gemeinsam mit Mitarbeitenden und Beschäftigten einen Wochenplan. Dieser sollte so gestaltet sein, dass auch Menschen, die nicht lesen und schreiben können oder nonverbal kommunizieren, sich darin zurechtfinden.

Zwei Hände, die sich etwas reichen

„In verschiedenen Fachkunden erarbeiteten wir uns, wie denn unser Tagesablauf überhaupt aussieht, welche Termine anstehen, welche Mitarbeiter wann im Dienst sind und in welcher Form wir das Ganze so gestalten können, dass alle, die ein Bedürfnis nach Informationen haben, damit arbeiten können“, berichtet Marika Braun.

So wurde schließlich für jeden Wochentag und für das Wochenende eine Leinwand in den Farben der Baumsprüche hergestellt. Denn es stellte sich heraus, dass alle Beschäftigen die Farben klar einem Tag zuordnen können. Für die verschiedenen Aktivitäten wurden Piktogramme gesucht und mit dem Programm Metacom kreiert. Während dieses Herstellungsprozesses konnten sich alle selbstwirksam erleben.

Entstanden ist nun ein Plan, der von allen eifrig genutzt wird, „auch von jenen, die anfangs gar kein großes Bedürfnis nach so etwas hatten“, so Marika Braun. „Besonders für die, die nonverbal kommunizieren, ein echter Zugewinn.“ Von diesen Menschen kamen deutliche Signale, dass die Unterstützte Kommunikation ihnen in der Vergangenheit als Hilfsmittel gefehlt hat oder nicht genügend ausgebaut war.

Das Projekt hat allen gezeigt, wie wichtig es ist, den Blick immer wieder zu öffnen, auf die Bedarfe der Bewohnerinnen einzugehen. Es wurde deutlich, dass es häufig das Handeln der Mitarbeitenden benötigt, um Möglichkeiten zu schaffen, damit alle sich selbstwirksamer und selbstbestimmter erleben, und dass Kommunikation eines der wichtigsten Mittel ist, um Teilhabe zu ermöglichen. „Kommunikation ist ein Recht, das allen zusteht. Es liegt an uns, diese zu ermöglichen, egal in welcher Form“, meint Marika Braun abschließend.

Etiketten für die unterstützte Kommunikation