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Unter die Lupe genommen: der erste Leitsatz unserer Kulturfibel

02 Jan 2022

Unter die Lupe genommen: der erste Leitsatz unserer Kulturfibel

Von Michael Dackweiler

40 Jahre Gemeinschaft Altenschlirf: Ein Anlass, zurück und nach vorn zu schauen, zu feiern und sich zu besinnen – auf das, was wichtig war, wichtig ist und wichtig sein soll! Mit diesem Anliegen hat uns Georg Cimander im Vorstand besucht und im Namen der Vorbereitungsgruppe gebeten, während dieses Jahres jeden Monat einen kleinen Beitrag zu den Leitmotiven der Kulturfibel zu schreiben. Die Beiträge sollen anregen, sich über grundlegende Aspekte unseres Gemeinschaftslebens Gedanken zu machen und auszutauschen: Jeder für sich, im Gespräch mit anderen, in Hauskonferenzen, im Rahmen der Werkstattbesprechung oder wo auch immer.

Ich beginne also mit dem ersten Satz unserer Kulturfibel:

Die Gemeinschaft arbeitet auf der Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes und versteht sich als Schicksalsgemeinschaft aller in ihr lebenden und arbeitenden Menschen.

Was will uns das sagen?

Die Worte stehen ganz am Anfang. Sie sind so wichtig, dass sie für alles andere die Grundlage bilden. Sie wollen immer in unseren Herzen, in unsrem Bewusstsein sein.

Wenn wir alle sind, sind wir viele! Und wir sind unterschiedlich!
Das ist die Gemeinschaft: Viele, ganz verschiedene Menschen, die sich entscheiden, einen Teil ihres kostbaren Lebens miteinander zu leben. Jede:r an seinem Ort. Jede:r so, wie sie oder er kann. Im Haus oder draußen, bei den Tieren, in der Verwaltung, Werkstatt oder Therapie. Als Kind oder als alter Mensch, weiter innen oder weiter außen – wir sind es, die jeden Tag aufs Neue die Gemeinschaft bilden. So stellen wir uns in unser Schicksal: persönlich, mit den Menschen, die uns direkt begegnen in Haus oder Werkstatt, aber auch mit uns allen: dem großen Kreis der ganzen Gemeinschaft Altenschlirf.

Und was ist gemeint, wenn dort steht: auf Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes?

Das Wort Anthroposophie heißt übersetzt: Weisheit vom Menschen. Die Anthroposophie versucht also, gut zu sehen und zu verstehen: Was ist das, ein Mensch? Was ist der wahre Sinn des Menschen, was seine eigentliche Aufgabe in der Welt? Wie sind wir als Menschen eigentlich gemeint?

Anthroposophie will uns Wege weisen. Sie zeigt uns, wie wir durch unser Leben Ausdruck werden von dem, was wir sind. Durch unseren Leib sind wir der Erde verbunden, in ihm wirkt, was uns unser Leben schenkt. In unserem geistigen Anteil lebt der Sinn, den wir unserem Leben verleihen, die Qualität und das Wirken, die nur durch mich in die Welt kommen. In meiner Seele sind beide Elemente verbunden. In meinem Herzen entscheide ich, ob ich etwas tue oder lasse, den einen oder den anderen Weg gehe.

Wir Mitglieder der Gemeinschaft Altenschlirf orientieren unsere Lebensführung an diesen Fragen. Wir versuchen unser Leben so verantwortungsvoll und gut wie möglich zu gestalten. Jeder für sich, in der Begegnung mit dem anderen und als ganze Gemeinschaft.

Dabei leitet uns die Gewissheit, dass äußere Erscheinung immer Ausdruck eines Geistigen ist, das diesem vorangeht. Sinn und Intention sprechen in meinem Inneren. Ich kann sie ahnen oder hören, wenn ich still werde, achtsam und lauschend. Und sie tritt mir von außen entgegen, in allem, was mir begegnet. Auch hier bin ich angesprochen – durch die Sprache des Schicksals.

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