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Überschusskräfte, Fehlerkultur und mehr

08 Nov 2022

Überschusskräfte, Fehlerkultur und mehr

Anfang November trafen sich Vertreter:innen der drei Lebensgemeinschaften Altenschlirf, Sassen/Richthof und Münzinghof wieder einmal zum kollegialen Austausch. Mit dem Bus ging die Reise diesmal zum Münzinghof in Niederbayern.

Von Darja Seeger

Am Dienstag, dem 8. November sind wir zu einem kollegialen Austauschtreffen am Münzinghof in Velden gefahren. In diesen Treffen bewegen die drei Gemeinschaften Sassen/Richthof, Münzinghof und Altenschlirf seit 2018 lebensgemeinschaftsspezifische Fragestellungen, woraus nicht zuletzt das Forschungsprojekt mit der Jugendsektion am Goetheanum entstanden ist. Bereits um 6:30 Uhr ging es los. Manche von uns konnten noch ein bisschen Schlaf nachholen auf der dreistündigen Busfahrt. Nach der Begrüßung der 23 Teilnehmer:innen, davon 9 Rät:innen, gab es eine kurze Vorstellungsrunde. Hier haben wir erfahren, dass gerade alle drei Gemeinschaften das Christgeburtspiel einstudieren. Helga hat stolz von Altenschlirf berichtet, dass wir zusätzlich noch zwei andere Kulturprojekte haben: das Eurythmie-Projekt zum Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert und das Musiktheater-Projekt „Die Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi.

Nach einem Impulsvortrag mit der Fragestellung „Wie kommen wir an die Überschusskräfte?“ wurden drei Gruppen gebildet, in denen die angeregten Themen des Vortrags vertieft werden konnten. Schnell wurde klar, dass die in allen drei Gemeinschaften vollzogene künstlerische Arbeit eine wunderbare Möglichkeit darstellt, dem manchmal erschöpfenden Alltagstrott entgegenzuwirken und so Überschusskräfte zu aktivieren. Nach dem gemeinsamen Mittagessen kamen wir noch einmal im Plenum zusammen und bewegten die Frage, ob wir den Mut haben zu einer Fehlerkultur, oder einer Kultur des Nicht-Könnens. Helga machte uns auf die Figur des Faust in Goethes gleichnamigem Theaterstück aufmerksam, der am Ende seines Lebens trotz seiner zahlreichen Verfehlungen auch in den Himmel aufgenommen wurde. (Das inklusive Theaterstück „Faust“ wurde 2015 von und mit der Gemeinschaft Altenschlirf einstudiert und aufgeführt.) Außerdem kamen wir noch in den Genuss einer Führung durch fast alle Werkstätten und eine Hausgemeinschaft in einem schönen Bauernhaus.

Ich habe Helga, Silke und Michael gefragt, was ihnen besonders gefallen hat:

Helga: „Wir haben fast alle Werkstätten besichtigen können und mir gefallen vor allem die Engelkerzen, die gibt es bei uns nicht. Und ein alter Holzschrank aus zwei verschiedenen farbigen Hölzern, richtig schön! Und die Klangstäbe aus Bronze klingen toll! In der Gesprächsrunde war es manchmal ganz schön anstrengend, viele haben sehr schnell gesprochen, aber es war sehr interessant.“

Silke: „Die Gespräche haben mir gefallen, aber manchmal war es schwierig zuzuhören. Die Holzwerkstatt fand ich gut, die war schön klein. Und auf dem Hof stand ein Automat, wo man Käse und Wurst und Kerzen kaufen kann. Das ist schon ganz schön praktisch!“

Michael: „Ich fand eigentlich alles schön, auch mal zu sehen, wie andere Einrichtungen arbeiten. Sehr interessant auch die Gespräche im Kreis. Am beeindruckendsten fand ich den Ofen in der Tenne mit warmen Sitzbänken. Aber auch das Blockheizkraftwerk, das Wärme und Strom erzeugt, war toll, nur viel zu warm und echt laut. Das Holz dafür kann in der Werkstatt sogar ohne Aufsicht gespalten werden. Da gibt es eine extra Spaltmaschine, die ganz sicher ist. Ich komme gerne wieder mit. Ist auch spannend, dass sie am Münzinghof andere Arbeitszeiten haben als wir.“

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