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Startschuss für Neubau-Projekt

06 Mai 2018

Startschuss für Neubau-Projekt

“Magda-Hummel-Haus”: Startschuss für Neubau-Projekt in Altenschlirf fällt im Juni

Lauterbacher Anzeiger, Claudia Kempf

STOCKHAUSEN – Bewohner der Gemeinschaft Altenschlirf, die mit zunehmendem Alter auch einen höheren Pflegebedarf haben, sollen künftig in einem eigenen Haus leben und dort umfassend betreut werden können.

Gebaut ist es noch nicht, aber einen Namen hat es bereits: “Magda-Hummel-Haus”. Benannt ist es nach einer der Gründerinnen der Gemeinschaft Altenschlirf, die einst die Michaelschule in Frankfurt leitete, aus der heraus in den 80er Jahren das Konzept und die Lebensform entstanden waren. “Magda Hummel lebte bis zu ihrem Tod in der Gemeinschaft, die ihr viel zu verdanken hat”, berichtet Markus Fischer, der als Architekt und Mitglied der Geschäftsleitung das besondere Neubau-Vorhaben vorstellt.

16 barrierefreie Wohnplätze wird das Haus haben. Startschuss für das rund fünf Millionen Euro teure Projekt soll im Juni sein. Möglichst Firmen aus der Region bei den Auftragsvergaben zu berücksichtigen, ist laut Architekt Fischer das Ziel.

Unweit des Stockhäuser Schlossparks wird das neue Haus auf einem rund 5500 Quadratmeter großen Grundstück gebaut, in der Form einer Lemniskate, einer schleifenförmigen Kurve, einer liegenden Acht. “Das Innere ist außen und umgekehrt”, erläutert Wohnbereichsleiter Tobias Raedler das sozialtherapeutische Konzept, dem das anthroposophische Menschenbild zugrunde liegt. “Das gilt bei uns für alles, auch fürs Bauen”, sagt Fischer, der den Plan entworfen und für dessen Umsetzung ein ihn unterstützendes Architekturbüro gefunden hat. Das Haus biete als Hülle Schutz, aber dennoch sollten die künftigen Bewohner nicht abgeschottet sein, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten noch am kulturellen Leben teilhaben und auch nach außen in den Park und die Natur gelangen können. 16 Zimmer für körperlich eingeschränkte oder ältere Gemeinschafts-Bewohner sind im rund 1470 Quadratmeter großen Haus vorgesehen, daneben ein großer und ein kleinerer Therapieraum sowie Räume für einen “Tagesstrukturbereich” mit 24 Plätzen, den auch andere Bewohner der Gemeinschaft besuchen können. Jeweils acht Menschen mit Hilfebedarf seien in den beiden Flügeln des Hauses untergebracht, Sozialtherapeuten und Nachtwache sorgten für die Betreuung, verantwortlich für die “Seelenpflege” sei die Hausfamilie, für die es in der Mitte des Ensembles eine eigene Wohnung geben wird. Zudem sind zwei Kurzzeitpflegezimmer vorgesehen.

“Auch in der letzten Lebensphase soll für die Bewohner das Konzept des engen, gemeinschaftlichen Zusammenlebens fortgesetzt werden”, sagt Raedler. Seit rund vier Jahren habe sich eine Arbeitsgruppe mit dem Älterwerden der Menschen mit Behinderung befasst und den Anforderungen, die Intensivpflege oder Demenz an die Betreuer und das Wohnumfeld stellen. “Wir haben mit unserem Neubau eine konzeptionelle Antwort auf das Versprechen erarbeitet, dass alle, die es möchten, bis zum Ende ihres Lebens hier bleiben dürfen. Im bestehenden Konzept die Menschen zu betreuen, ist schwierig, deshalb musste etwas Neues her”, sagt Raedler. Hier stehe im Unterschied zu einem normalen Pflegeheim der sozialtherapeutische Ansatz im Mittelpunkt, die soziale Teilhabe.

“Finanziert wird das Vorhaben zu 80 Prozent durch den Landeswohlfahrtsverband und zu 20 Prozent von der Gemeinschaft”, informiert Raedler. “Da wir aber gerade bei den Therapieräumen und den gemeinschaftlichen Bereichen die förderfähigen Zimmergrößen überschreiten, um auch hier unser weiterreichendes Angebot und das kulturelle Leben pflegen zu können, werden wir den höheren Raumbedarf selber finanzieren müssen”, erklärt Raedler. Rund 380 der 1472 Quadratmeter Fläche seien nicht über den LWV finanziert. Deshalb habe man sich schon frühzeitig auf die Suche nach Unterstützern – etwa der Aktion Mensch – begeben. “Denn je weniger wir mit dem Abtrag belastet sind, desto mehr Geld kann in unsere eigentliche Arbeit fließen.” Auf stolze 300 000 Euro belaufe sich der aktuell zugesagte Spendenstand, informiert Ulrike Härtel, die bei der Gemeinschaft für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

140 Bewohner sind derzeit bei der Gemeinschaft Altenschlirf zu Hause, zwischen 40 und 50 liegt der Altersschnitt, der älteste Bewohner ist 85 Jahre alt. “Perspektivisch werden die 16 Plätze für den steigenden Bedarf an Intensivbetreuung nicht ausreichen”, weiß Tobias Raedler. Aber der Bau sei ein Anfang und nicht jeder Ältere solle oder müsse hierher. Wenn möglich könnten sie auch in ihren Wohngemeinschaften oder zu Hause bei den Familien alt werden.

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