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Richtungsweisende Ideen in Herbstein

15 Jul 2022

Richtungsweisende Ideen in Herbstein

Der Arbeitskreis

Lauterbacher Anzeiger Freitag, 15.07.2022 Von Hans-Günter Henning

Wie wird ein Rathaus barrierefrei? Ein Herbsteiner Arbeitskreis berichtet …

HERBSTEIN – Die barrierefreie Umgestaltung der Rathauserweiterung in Herbstein kommt voran. Beim fünften Treffen des Arbeitskreises “Barrierefreies Rathaus” befasste man sich mit einer gut sichtbaren Beschilderung im neuen Rathaus, schließlich helfe diese dabei, dass Menschen mit Assistenzbedarf so viel wie möglich selbst erledigen können. Von daher machten sich die Mitglieder des Arbeitskreises auch Gedanken darüber, wie die Hinweisschilder aussehen müssen, damit diese von vielen Menschen einfach verstanden werden.

Anhand von Beispielschildern wurden diese diskutiert, und schließlich erachtete man fotorealistische Darstellungen als am hilfreichsten. Die beiden Architekten Michael Ruhl (Ausführender Architekt) sowie Markus Fischer (Architekt für barrierefreies Bauen) und Bauamtsleiter Heinz Bender waren dabei ebenso wichtige Ratgeber wie auch verschiedene Personen mit Handicap, was Form, Größe, aber auch Farbe betraf. Die Schilder könnten nun, so die übereinstimmende Meinung der Arbeitskreis-Mitglieder, dementsprechend angefertigt, um dann gut sichtbar im neuen und alten Teil des Rathauses angebracht zu werden. Man war beim jetzigen Treffen auch der Meinung, dass dies nicht nur für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung hilfreich sei, sondern auch leseunkundigen Kindern sowie Menschen aus anderen Ländern bei der Orientierung helfe. Die Arbeitskreis-Mitglieder wollen, so deutlich weiter vernehmbar, weiter an einem inklusiven Konzept arbeiten, das es nicht nur Menschen mit Behinderung ermöglicht, das Rathaus so selbstständig wie möglich zu nutzen, sondern auch anderen Besuchern dabei hilft, sich im Rathaus zurechtzufinden.

Vorgeschichte

Das historische Rathaus von Herbstein, von einem Großbrand im Jahre 1907 vernichtet und im früheren Art-Deco-Stil in 1910 wieder aufgebaut, stellt auf dem Marktplatz in der “Stadt auf dem Berge” einen imposanten Blickfang dar – auch zusammen mit der 2019 geschlossenen Gaststätte “Stadtschenke”. Mittlerweile hat die Stadt Herbstein die zweite Hälfte des Fachwerkgebäudes, in dem die Gaststätte war, gekauft, um die Verwaltung und einige Abteilungen beziehungsweise Büros des Rathauses dort unterzubringen. Seit geraumer Zeit sind nun Handwerksfirmen dabei, den Umbau für die Stadtverwaltung zu vollziehen.

“Wie muss das Rathaus umgebaut und organisiert sein, dass Menschen mit Behinderungen das Rathaus so selbstständig wie möglich nutzen können”, lautet daher der Grund- und Leitgedanke von Vertretern der Träger der Behindertenhilfe von Kompass Leben und der Gemeinschaft Altenschlirf sowie von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, Kommunalpolitikern, aber auch den Architekten. Anlass, einen “Arbeitskreis Barrierefreies Rathaus” ins Leben zu rufen. Grundvoraussetzung für diesen Arbeitskreis mit ihrer Sprecherin Kirsten Antritter an der Spitze, gleichzeitig auch Magistratsmitglied, war dabei: “Die Idee, beim Umbau des Rathauses Barrierefreiheit nicht nur nach Standards zu planen, sondern ganz praktisch mit den Bürgern, die in verschiedenen Bereichen eine Behinderung haben, Vorschläge zu entwickeln.”

Am 23. März dieses Jahres hatten sich die Mitglieder dieses Arbeitskreises erstmalig getroffen. Dabei wurde unter anderem überlegt, welche Einrichtungen einschließlich Sitzungszimmer und Sitzungssaal sowie Büros die wichtigsten Anlaufstellen sein könnten. Dabei hatte sich auch herausgestellt, dass das Bürgerbüro leicht zu finden, das WC jedoch schlecht beschildert und daher eher schwer zu finden sei. Im Bürgerbüro selbst finden Menschen mit Assistenzbedarf bereits Ansprechpartner, die ihnen weiterhelfen können. Im neuen Rathaus soll auch am neuen barrierefreien Zugang in der Tourist-Info ebenfalls ein Ansprechpartner sitzen, der gegebenenfalls die Besucher dorthin begleiten kann, wohin ihr Weg sie führen soll.

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