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Rege Diskussion, konkrete Fragen an die Landtagskandidaten in Stockhausen

22 Sep 2023

Rege Diskussion, konkrete Fragen an die Landtagskandidaten in Stockhausen

Lauterbacher Anzeiger vom 2.10.2023 von Ditte von Dietze

Landtagskandidaten habe sich Politischem Gespräch von “Gemeinschaft Altenschlirf”, “Kompass Leben” und “Leben am Weinberg” gestellt

STOCKHAUSEN. Hatten bisher die Kandidaten für die Landratswahl im Vogelsbergkreis ausreichend Gelegenheit, sich den Fragen von Menschen mit und ohne Assistenzbedarf zu stellen, so waren nun bei der Fortsetzung der politischen Gespräche die Bewerber für die Landtagssitze gefordert, Rede und Antwort zu stehen. Und dieses Mal war die Beteiligung des Publikums sehr rege, die Fragen konkreter die jeweiligen Lebenssituationen der Menschen betreffend, die sich teilweise an den “Rand der Gesellschaft” gedrängt fühlen.

Die “Gemeinschaft Altenschlirf”, “Kompass Leben” und “Leben am Weinberg” hatten dazu die Parteien eingeladen, die derzeit im Landtag vertreten sind, außer – nach internen Diskussionen im Vorfeld – die AfD. So waren Michael Ruhl (CDU), Maximilian Ziegler (SPD), Mario Döweling (FDP), Matthias Riedl (Die Linke) und Dieter Welker (Freie Wähler) der Einladung in die Sport- und Mehrzweckhalle gefolgt. Eva Goldbach (Die Grünen) musste im letzten Moment krankheitsbedingt absagen, wurde aber von Daniel Schmidt kurzfristig vertreten, der es schaffte, im letzten Moment noch auf die Bühne zu springen.

Kirsten Antritter und Pierre Haas als eingeübtes Moderatoren-Team hatten die “Herrenrunde” fest im Blick, wiederum unterstützt von Astrid Schneider, die mit dem Mikrofon immer schnell zur Stelle war, um den Stimmen aus dem Publikum Gehör zu verschaffen.

Auch bei dieser Diskussionsveranstaltung durften sich zunächst die Kandidaten kurz vorstellen, mit einer festgelegten Redezeit von maximal zwei Minuten. Im weiteren Verlauf des Abends belief sich die größtenteils in Anbetracht der Themenvielfalt und der zahlreichen Teilnehmer “kurz und knackig” auf eine Minute, was von Kirsten Antritter genau kontrolliert wurde: “Ziel ist es, uns als Wähler ernst zu nehmen, die Bedürfnisse klar zu erkennen und viele Versprechungen endlich einmal in die Tat umzusetzen.” Schließlich leben wir in einer Demokratie, was den Besuchern auch durch die Präsenz der “Fachstelle Demokratie im Vogelsbergkreis”, gefördert vom “Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend” sichtbar gemacht wurde. Ebenso bat Pierre Haas darum, sich für alle gut verständlich auszudrücken, kein “Fach-Chinesisch” zu sprechen, und ermunterte das Publikum, bei “Nicht-Verständnis” sofort nachzuhaken.

Nach der persönlichen Vorstellungsrunde stellten sich schnell die wichtigsten Anliegen der Zuhörer heraus. An erster Stelle beschäftigte die Menschen die Mobilität im ländlichen Raum, bei der eben nicht jedes Dorf im Vogelsberg im Stundentakt mit einem Linienbus angefahren werden kann. Wie gelingt es einer Rollstuhlfahrerin überhaupt, diese öffentlichen Verkehrsmittel – auch am Bahnhof – ohne Probleme zu erreichen und barrierefrei zu erklimmen? Hier fehlen noch Lösungen wie flexible Bürgertaxis und gut gesicherte Radwege. Auch die Fußgänger-Sicherheit konkret in Stockhausen bereitet einigen Schloss-Bewohnern nach wie Sorge. Wann gibt es endlich ein Tempo-Limit oder sogar einen sicheren Zebrastreifen? Also ausreichend Handlungsbedarf für die Landtagskandidaten, da waren sich alle einig.

Das Bauen und der Wohnraum im Vogelsberg war ein weiteres Thema, das die Menschen intensiv beschäftigt. Auch hierzu ließen die Fragen aus der Zuhörerschaft nicht lange auf sich warten. Warum dauern Genehmigungen für den barrierefreien Umbau so lange? Hier müsste die Politik dringend die Rahmenbedingungen dafür vereinfachen und unnötige Bürokratie abbauen. Überhaupt fehlen unzählige bezahlbare Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. Viele Häuser, in denen früher bis zu vier Generationen unter einem Dach lebten, sind inzwischen nur noch von einem Paar oder einer Einzelpersonen bewohnt. Sie könnten renoviert und neu untervermietet werden.

Zum Thema “Arbeitswelt und Fachkräftemangel” gab es nicht nur im Publikum eine lebhafte Diskussion, auch die Kandidaten hörten sich die brennenden Fragen aufmerksam an. Wann haben Menschen mit Beeinträchtigung durch Inklusion endlich Zugang zu allen Berufen, und wann haben Unternehmen die Bereitschaft, diese gleichberechtigt einzustellen? Eigentlich würden jährlich 300.000 bis 400.000 junge Menschen benötigt, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken.

Das dieser Mangel teilweise – besonders im Pflegebereich – nur durch ausländische Arbeitskräfte zu bewältigen ist, leitete zum nächsten Punkt der “Einwanderung” über. Zum einen würden die Abschlüsse der geflüchteten Fachkräfte nicht anerkannt, zum anderen steht die Frage nach Integration und Begrenzung der Flüchtlingszahlen im Raum. Viele Unterkunftsmöglichkeiten auch im Vogelsbergkreis hätten das Limit erreicht. Da ist für Deutschland als Zuwanderungsland nicht nur Hessen gefordert, sondern vornehmlich die Bundesregierung, waren sich alle Kandidaten und das Publikum einig.

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