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Gemeinschaft bewirbt sich für Förderpreis "Nachhaltigkeit"

02 Mär 2022

Gemeinschaft bewirbt sich für Förderpreis "Nachhaltigkeit"

Das diesjährige Thema des Förderpreises der Stiftung Lauenstein lautet:
„Unser Beitrag für eine nachhaltige Welt”. Mit diesem Thema möchte die Stiftung Lauenstein Institutionen und Dienste des anthroposophischen Sozialwesens motivieren, einen Beitrag zu leisten. Die Gemeinschaft Altenschlirf bewirbt sich für den Förderpreis mit der Überschrift: Unser Beitrag für eine Nachhaltige Welt, Scheitholz-Heizanlage der Gemeinschaft Altenschlirf

Das Projekt

Bei der Frage, wie wir nachhaltiger leben können, spielt der Energieverbrauch eine zentrale Rolle. Dieser betrifft nicht nur Verkehrsmittel oder den Stromverbrauch in Industrie und Haushalt, sondern auch das Heizen. Mit der Ende 2016 erfolgten Umstellung einer alten Ölheizung auf eine moderne Scheitholz-Heizanlage konnte die Gemeinschaft Altenschlirf nicht nur ihre Klimabilanz deutlich verbessern, sondern auch die Tätigkeiten der bereits bestehenden Brennholzgruppen-Werkstatt erweitern. Hinzu kommt, dass diese Art des Heizens deutlich preiswerter ist als mit Öl oder Gas, wo die Kosten seit Längerem und wohl auch in Zukunft dramatisch steigen. Insofern sind die Erfahrungen der Gemeinschaft sicherlich auch für andere Einrichtungen interessant, die eine Modernisierung ihrer Heizungsanlage planen und autarker wirtschaften wollen. Die in der Presse häufig zitierte Feinstaub-Problematik in Verbindung mit der Holzverbrennung betrifft ausschließlich Öfen in Privathaushalten, insbesondere, wenn es sich um offene Kamine handelt. Bei Heizanlagen wie der hier beschriebenen kommt moderne, effektive Filtertechnik zum Einsatz, die den Feinstaub-Ausstoß kontrolliert.

Die neue Anlage am Standort Stockhausen versorgt fünf Liegenschaften der Gemeinschaft, die benachbarte Fachschule Campus am Park sowie die von dieser betriebene Gaststätte Schmidts samt Gästezimmern. Sie wird mit Scheitholz befeuert, also sehr grobem, kaum verarbeitetem Holz. Als zusätzlichen Puffer gibt es einen Kessel, der mit Pellets beheizt wird. Das Holz quasi im Rohzustand zu verbrennen ist energetisch und auch wirtschaftlich sinnvoll. Das benötigte Holz kommt direkt aus der Region und auch die Pellets haben keine weiten Anfahrtswege.

Der arbeitsintensive Betrieb des großen Scheitholz-Kessels ist nur dank der Brennholzgruppe möglich, die als eine der WfbMs der Einrichtung betrieben wird. Werkstattleiter Carsten Schwarz sorgt mit zwölf Menschen mit Hilfebedarf, zwei Praktikant:innen sowie zwei weiteren Mitarbeitenden dafür, dass immer genügend Nachschub für den Kessel da ist: Sie sägen, spalten und lagern das angelieferte Holz und sind für die Beschickung des Kessels zuständig. Schon vorher hatte die Gruppe seit vielen Jahren das Brennholz für die verschiedenen Kaminöfen in den Gemeinschaftshäusern aufbereitet. Mit der neuen Heizanlage haben sich ihre Aufgaben deutlich erweitert, worauf die Beschäftigten sehr stolz sind. In einem nächsten Schritt soll voraussichtlich 2023 auch am Standort Altenschlirf eine neue Heizanlage errichtet werden. Diese wird mit allerdings mit Holz-Hackschnitzeln betrieben, wodurch der Verbrennungsprozess weitgehend automatisch und besonders kontinuierlich erfolgen kann.

Drei Dimensionen der Nachhaltigkeit

1. Ökologisch
Der Vogelsberg ist eine der waldreichsten Gegenden Deutschlands. Der Wald wird nachhaltig bewirtschaftet, d.h. es wird jeweils nur so viel Holz entnommen, wie auch nachwächst. Die Gemeinschaft Altenschlirf nutzt für ihre Heizung Durchforstungsholz, das ohnehin im Rahmen der Waldbewirtschaftung genutzt wird. Damit setzt sie so viel CO2 frei, wie gleichzeitig durch die nachwachsenden Bäume gebunden wird. Außerdem stammt das Holz aus der Region und gelangt ohne lange Transportwege zur Heizanlage.

2. Ökonomisch
Dadurch, dass die Gemeinschaft Resthölzer ohne lange Transportwege einkauft, sind die Rohstoffkosten sehr günstig – erst recht angesichts der aktuell explodierenden Preise für Öl oder Gas. Die Verarbeitung erfolgt aus eigenen Kräften im Rahmen der WfbM, wodurch Veredelungskosten eingespart werden. Aufarbeitungsaufwand und Technik des Scheitholzkessels sind optimal aufeinander abgestimmt.

3. Sozial
Durch die Aufarbeitung im Rahmen der WfBM werden Beschäftigungsplätze geschaffen – und zwar sehr beliebte! Die Bewohner:innen mit Hilfebedarf erleben ihre Arbeit unmittelbar als sinnvoll. Viele verfolgen die aktuellen Debatten rund um den Klimawandel und wissen, wie wichtig nachhaltige Lösungen für unsere Zukunft sind. Sie nehmen die positiven Auswirkungen ihrer Tätigkeit wahr – warme Stuben – und wissen, dass eine solche Form der Heizung in ihrem Lebensumfeld, dem Vogelsberg, eine umweltfreundliche Lösung ist.

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