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Gemeinschaft Altenschlirf feierte ihren 33. Geburtstag mit großem Festakt

29 Mai 2015

Gemeinschaft Altenschlirf feierte ihren 33. Geburtstag mit großem Festakt

Gemeinschaft Altenschlirf feierte ihren 33. Geburtstag mit großem Festakt

ALTENSCHLIRF (ar). „Warum sind wir in der Gemeinschaft wieder so spleenig und feiern unser 33-jähriges Bestehen statt des 25. oder 50.?“, fragte Norbert Venschott die Gäste des Festaktes im Wilhelm-Meister-Saal mit einem Augenzwinkern und lieferte sogleich die Begründung. „Wir in Europa sind unseren Sonnenkalender gewohnt. Es gibt aber noch andere Kalender, wie zum Beispiel den mohammedanischen, der auf dem Mond basiert.“ Und genau nach 33 Jahren sei der Rhythmus beider Kalender, des sonnen- und des mondbasierten, wieder am selben Punkt. So gebe es noch viele bedeutsame Begebenheiten, die mit der Zahl 33 zu tun hätten – Grund genug, um das 33- jährige Bestehen der Gemeinschaft Altenschlirf zu feiern.

Voll besetzt war der Saal zu diesem besonderen Anlass, eine Videoübertragung hielt zudem auch noch die Gäste im aufgestellten Festzelt auf dem Laufenden. Moderiert wurde der Festakt von Tobias Raedler, der nach einem Musikstück des Glockenchores der Gemeinschaft als ersten Festredner einen der Gründer der Gemeinschaft, Norbert Venschott, ans Rednerpult bat. Er könne sich noch lebhaft an den Tag, als er mit den anderen Gründern zum ersten Mal in Altenschlirf war, erinnern und hielt eine kurzweilige Rede, gespickt mit Anekdoten aus den ersten Jahren der Gemeinschaft. Heinke und Dieter Bosselmann, Magda Hummel, Angelika Mosle, Arthur Saraber, Anita Eidner sowie Christina Venschott und Norbert sind die Mitglieder der ersten Stunde. Und da damals die Möglichkeiten für Menschen mit Hilfebedarf nach der Schule unabhängig zu leben sehr knapp waren, entschlossen sie sich, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Durch Kontakte mit anderen Gemeinschaften wie in Sassen, in Lautenbach und in Bingenheim entwickelte sich nach und nach das Konzept der Gemeinschaft in Altenschlirf, erinnerte sich Norbert Venschott. „Zuerst lernten wir, dass es Lebenserfahrung und Mut braucht, 24 Stunden das ganze Leben miteinander zu teilen.“ Das meiste hätte er im Miterleben darüber gelernt: „Das hat uns tief ergriffen. Kunst, Religion und Wissenschaft bilden die Säule so einer Lebensgemeinschaft“, das hätten er und seine Frau damals erkannt. Während einer Hospitanz in der Gemeinschaft Lautenbach sei der Impuls der Arbeit dazugekommen. „Es hat die Bewohner unglaublich geprägt, dass sie mit den Materialien gearbeitet haben, die ihnen entsprachen.“ Und so wurden der Haushalt, die Schreinerei und der Garten auch schnell zu den ersten Arbeitsbereichen in der Gemeinschaft Altenschlirf. „Noch heute ist es uns wichtig, dass sich unsere Produkte durch ein gutes Design, erstklassige Qualität und einen guten Preis auszeichnen.“ Das Produkt müsse gekauft werden, weil es gut sei und nicht aufgrund eines falschen Mitgefühls.

Den letzten Impuls, blickte Norbert Venschott zurück, habe in Bingenheim der Grundsatz gebildet, dass die Eltern mit dazu gehören und eingebunden werden müssen. „Ohne Sie alle“, das betonte Venschott ausdrücklich, „wäre die Gemeinschaft nicht das geworden, was sie heute ist.“ Christina Venschott erinnerte an den Tag des Einzuges in Altenschlirf und teilte sehr persönliche Eindrücke mit der Festgemeinschaft – über die neue Familie für die ersten vier Bewohner Hanns, Tamina, Stefan und Torsten. Sie berichtete von dem Gefühl, plötzlich vier Kinder zu haben und davon, „dass unsere Schützlinge zu unserem neuen Lebensmittelpunkt wurden“ und wie sich alle nach und nach im Ort und in der Gemeinde Herbstein integriert hätten. Heinke Bosselmann blickte nochmal auf viele liebe Menschen der Anfangszeit der Gemeinschaft zurück, an die Dinge, die alle zum Wohle der Gruppe beisteuerten, an das „Kulturerbe, das uns anvertraut war“, und an die bereits verstorbenen Bewohner, Mitbegründer und Begleiter der Gemeinschaft Altenschlirf.


Das Milchholen

Ebenfalls sehr persönliche und anrührende Worte fand Stefan Haenelt, einer der Väter der ersten Stunde, dessen Kind nach Altenschlirf zog: „Beim Abschied gab es immer Tränen, die jungen Leute sofort, die Eltern im Auto um die Ecke.“ Dies sei stets so gegangen, bis das Ritual des Milchholens – „Du holst jetzt Milch, und wenn Du wieder da bist, sind Mama und Papa gefahren“ – die Kinder ablenkte und den Eltern vermittelte, dass die Kinder gut versorgt seien. Sein Sohn Torsten lebt heute noch in Altenschlirf und berichtete im Anschluss von seinen Gefühlen zu Beginn und von seinem Leben heute in der Gemeinschaft. Dass zur Gemeinschaft Altenschlirf die Kultur dazugehört, bewiesen die Bewohner nicht nur in den am Abend aufgeführten Theaterszenen, sondern auch schon während des Festaktes, für den sie mit ihrer Chorleiterin Karin Sachers vier Lieder beisteuerten. Danach folgten die Grußworte der Ehrengäste. Kreisbeigeordneter Gerhard Ruhl hob die „gute und bereichernde Nachbarschaft“ hervor und betonte, dass hinter der Gemeinschaft Altenschlirf auch ein großer Wirtschaftsfaktor der Region stehe, der sehr gute Arbeit leiste. Auch Bürgermeister Bernhard Ziegler betonte: „Wir sind stolz auf Ihre Einrichtung“, und maß der Arbeit aller Bewohner einen sehr hohen Wert bei. Weitere Grußworte kamen vom Manfred Trautwein, Bundesverband anthroposophisches Sozialwesen, von Michael Dackweiler von den Gemeinschaften Lautenbach und Tennental sowie von Uwe Liermann von der Albrecht- Strohschein-Schule

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